Zwischen Eros und Krieg

Zwischen Eros und Krieg

Männerbund und Ritual in der Moderne

KKB. 27.4.2004
176 Seiten. Gebunden
20,50 €
ISBN 978-3-8031-5170-4
vergriffen

In ihrer Studie zeigt Ulrike Brunotte, wie das »Gespenst der Homoerotik« zusammen mit der Angst vor einer Feminisierung der Politik die deutschen Männerbünde bestimmt hat und ein Feindbild entstand, in dem sich Antifeminismus und Antisemitismus verbanden.

Im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Umbrüchen um 1900, die auch die Geschlechteridentitäten erschütterten, entwickelten sich Vorstellungen von hyperviriler Männlichkeit, die den vermeintlichen Bedrohungen einer als »weiblich« und zugleich »jüdisch« empfundenen Kultur der Moderne widerstehen sollten.
Detailliert zeichnet Ulrike Brunotte nach, wie in den Diskussionen um »Männlichkeit« auf ein Ideal des »wilden Kriegers« und auf stammesgeschichtliche Initiationsriten zurückgegriffen wurde.
Und zum ersten Mal widmet sich eine Studie so ausführlich dem Berliner Psychologen Hans Blüher, der die ganze Ambivalenz dieses Männerbundmodells – das vom Wandervogel bis zu SA und SS gewirkt hat – offenbarte, als er nach der Rolle des Eros in der männlichen Gesellschaft fragte.
In ihrer eindrucksvollen Analyse räumt die Autorin der Literatur einen besonderen Raum ein.

Ulrike Brunotte

Ulrike Brunotte

Ulrike Brunotte, Religions- und Kulturwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität Berlin, ist Autorin des 2000 erschienenen Buches »Puritanismus und Pioniergeist«.

»Ulrike Brunotte hat ein gelehrtes und gescheites Buch geschrieben.« Wolf Lepenies, Die literarische Welt

Pressestimmen

»Ein wunderbares Buch. In einer kultur- und gesellschaftswissenschaftlich dichtgewebten Studie durchforscht die Autorin den Boden, auf dem diese literarischen Entwürfe und Geisteshaltungen gedeihen und wiederum formend zurückwirken konnten. Was an dieser Arbeit so beeindruckt, ist die sorgfältige Analyse und schlüssige Zusammenführung verschiedenster Entwicklungslinien, die eine geschichtliche Epoche charakterisieren.

Die Frage, warum sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein Männlichkeitsbild entwickelt, das in einer geradezu besessenen Selbstreflektion alles Weibliche, Friedfertige, alles Gemischte und Demokratische von sich abstreifen will, um sich schließlich in der Figur des kristallklaren Männerhelden, der allein oder im männlichen Verbund zu kämpfen weiß, zu präsentieren, ist eine Frage, die bis heute faszinierend ist. Nicht allein, weil noch Klärungsbedarf besteht, sondern, und das deutet Ulrike Brunotte zu Recht an, weil männliche Selbststilisierungen auch heute (wieder) in Politik und kriegerischen Aktivitäten an Attraktivität gewinnen.

Brunotte hat in ihrer Arbeit, deren Leitfaden unverkennbar der Geschlechterkampf und die Konstruktion von weiblicher und vor allen Dingen männlicher Identität zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist, viele Anregungen für die heutige Zeit geliefert.«

Angela Gutzeit, Frankfurter Rundschau

»Der Horizont von Ulrike Brunottes Studie reicht über die Umbruchsituation von 1900 in die Geschichte und Gegenwart hinaus, und es ist die Fortschreibung ihrer Analyse der Inszenierung von Männlichkeit als Mittel der Politik in der Gegenwart, die ihr Buch auch zu einem aktuellen Buch macht.«

Werner Liesch, Sächsische Zeitung

»In der Betrachtung dieser drei, vier fürs Männerbild des 20. Jahrhunderts so entscheidenden Jahrzehnte und deren gravierenden Folgen ist Brunottes genderkritische Vorgehensweise ertragreich und aktuell. Denn der Kampfbegriff der 'Feminisierung' feiert fröhliche Urständ. Der Männerbund ist nicht tot.«

Julia Schröder, Emma

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