Picassos Stiere
oder die Kunstgeschichte von hinten
Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Heuss.
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Er habe Jahre gebraucht, um zeichnen zu lernen wie ein Kind, hat Pablo Picasso einmal gesagt. Irving Lavin veranschaulicht diesen Prozess am Beispiel des Stieres, einem der zentralen Motive in Picassos Werk.
Im November 1945 begann für Pablo Picasso eine Orgie lithographischer Kreativität, die vier Monate anhalten sollte. Nur auf Stein ließ sich die Geschichte erzählen, die er im Sinn hatte: die schrittweise Zerstörung des einzelnen Kunstwerks bis zurück zum Urzustand, oder, anders gesagt: seine fortschreitende Evolution zum Originalzustand. Sich selbst mit einem Metzger vergleichend, wollte Picasso förmlich die Bestandteile des Stieres wiedergewinnen.
So entfernte er sich denn auch im Laufe seiner Arbeit von Vorbildern wie Michelangelo und Dürer und näherte sich Darstellungsformen an, die an altsteinzeitliche Kunst erinnern – oder an kindliche Zeichnungen.
Irving Lavin, zu dessen Forschungsschwerpunkten Künstler-Zeichnungen der Renaissance gehören, hat mit einer Fülle von Abbildungen diesen künstlerischen Prozess beschrieben.
© Marilyn Aronberg
Irving Lavin
Irving Lavin, geboren 1927 in St. Louis, Missouri, war einer der angesehensten amerikanischen Kunsthistoriker. Er studierte u. a. bei Erwin Panofsky, dessen Nachfolger er am Institute for Advanced Study in Princeton wurde. Zu seinen bedeutendsten Publikationen zählen Bücher über Bernini, die Kunst der Spätantike, der Renaissance und des Barock. Lavin starb am 3. Februar 2019.