Mit der umfangreichen Lebensbeschreibung Leonardos hat Vasari auch sich ein Denkmal gesetzt. Er portraitiert den Künstler als Erfinder, beschreibt die wichtigsten Bilder und erzählt Geschichten: Leonardo als Stegreifdichter und Lyraspieler, Leonardo, der auf dem Markt Vögel kauft, um sie freizulassen, Leonardo, der hinter Menschen mit ungewöhnlichem Aussehen herschleicht, um sie zu portraitieren.
Höchst respektvoll erzählt Vasari vom Erfinder, der Tunnelbohrungen vorschlägt, mit mechanischen Löwen Eindruck macht und seine Freunde durch eine Eidechse mit Flügeln, Hörnern und Bart erheitert.
Und schließlich: Leonardo als selbstbewußtes Genie, das Fragmentarisches ohne Reue hinter sich lässt (»Das Verlangen stand der Ausführung im Wege« – so Petrarca) und nur in Dukaten honoriert werden möchte: »Ich bin kein Pfennigmaler!«
Giorgio Vasari, geboren 1511 in Arezzo in der Toskana, war ein Universalgenie: Maler, Architekt (u. a. als Baumeister der Uffizien), Berater der Medici, Kunstsammler und Historiker. Sein Hauptwerk sind die »Leben der hervorragendsten Künstler«, kurz: »Le vite«, erstmals erschienen 1550 und im Laufe der Jahre erweitert. Vasari starb 1574 in Florenz.