Längst spielen Reproduktionen eine viel größere Rolle im Umgang mit Kunst als die Originale. Ullrich erklärt, wie es dazu kam und warum das so ist: Sein neues Buch ist eine ziemlich unverhohlene Hommage auf das Reproduktionswesen. Er zeigt, wie Künstler ihre Ideen in Reproduktionen oft genauer realisieren konnten als im Original und wie sich Kunst in reproduzierter Form inszenieren lässt und damit neue Dimensionen der Wirkung entfaltet.
Der Begriff »raffiniert« bedeutet wörtlich »verfeinert, geläutert«, aber auch »listig«. In diesem Sinne plädiert Ullrich für Reproduktionen als »raffinierte Kunst«, während er den Kult um das Original für unproduktiv und anachronistisch hält.
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Wolfgang Ullrich, geboren 1967 in München, studierte dort ab 1986 Philosophie, Kunstgeschichte, Logik/Wissenschaftstheorie und Germanistik. 1994 promovierte er mit einer Dissertation über das Spätwerk und Ereignis-Denken Martin Heideggers. Neben Lehraufträgen an verschiedenen Hochschulen war er von 1997–2003 als Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste in München, 2003/04 war er Gastprofessor für Kunsttheorie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seine Professur für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, die er seit 2006 innehatte, legte er 2015 nieder. Seither lebt er als freier Autor in Leipzig. Zahlreiche Publikationen, insbesondere zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, über moderne Bildwelten sowie Wohlstandsphänomene. Er ist Mitherausgeber der Reihe DIGITALE BILDKULTUREN.
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